Hydroxychloroquin bei positivem SARS-CoV-2 Test ist lebensgefährlich für Menschen mit G6PD-Mangel
Hydroxychloroquin (HCQ) ist ein altes Malariamittel. Schwere kardiale und ophthalmologische Nebenwirkungen sind bekannt. HCQ ist nicht für Covid-19 zugelassen. Es wurde aber in Italien und wird
weiterhin in vielen Ländern im Rahmen eines „compassionate use“ eingesetzt. Seit aus Wuhan nicht nur der Virusalarm, sondern auch gleich die Botschaft über einen möglichen Nutzen von HCQ bei
seiner Bekämpfung verbreitet wurden, hat es viele schlechte Studien hierzu gegeben. Weitere etwa 140 Studien mit Nutzung von HCQ sollen inzwischen registriert sein (1).
HCQ wurde sogar bei völlig gesunden Menschen "zur Prävention schwerer Verläufe" und prophylaktisch für medizinisches Personal eingesetzt. Die empfohlene Dosis ist etwa 20-mal so hoch wie bei der
Malariaprophylaxe (400-800mg pro Tag). Ein intensiverer Einsatz und sogar neue Produktionsanlagen (z.B. in Kamerun (2) und Indien (7)) für HCQ werden derzeit hochgefahren. All dies geschieht ohne
ausreichende Beweise für einen positiven klinischen Effekt von HCQ bei SARS-CoV-2-Positiven, ganz zu schweigen bei Testnegativen.
HCQ wurde jedoch vor langer Zeit als eines der Medikamente (3) identifiziert, die bei Menschen mit erblichem Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PD) schwere Schäden z.B. an Erythrozyten
verursachen. Als Effekt der HCQ-Anwendung bei G6DP-Mangel sieht man nach 1-2 Tagen eine starke Hämolyse. Die Erythrozytentrümmer verursachen Mikroembolien und schädigen empfindliche Organe wie
Nieren und Gehirn. Zudem fehlen dann Erythrozyten als Sauerstoffträger.
1-2 Tage nach Beginn einer solchen Behandlung entwickelt sich ein sehr schweres Krankheitsbild mit Schwäche, Schwindel, Atemnot und Anzeichen von Organschäden.
Dies kann mit dem Tod enden, wenn die toxische Medikation nicht sofort abgesetzt wird.
Wird das Medikament abgesetzt, bessert sich die Atemnot spontan dank einer raschen Normalisierung des Blutbildes. Wichtig bleibt vor allem die Kontrolle der Nierenfunktion.
HCQ-Medikation könnte ein Grund für die Fälle sein, in denen - wie in den USA - schwere Kurzatmigkeit ohne typische Anzeichen einer Lungenentzündung vielfach beobachtet wurde.
Hatten Patienten kurz zuvor HCQ erhalten? Afroamerikaner stellen in den USA 6 Prozent der Bevölkerung, aber fast 40 Prozent der Covid-19-Todesfälle (5). Hat sich jemand darum gekümmert, ob die
Patienten einen G6PD-Mangel haben könnte? Darüber wird nicht diskutiert. Diese Möglichkeit wird auch in den Studien nicht einmal erwogen. Die italienischen und australischen Gesundheitsdienste
haben jetzt endlich vor HCQ -Anwendung bei G6PD-Mangel gewarnt.
Kaum jemand scheint sich bewusst zu sein, dass z.B. in Afrika südlich der Sahara ein erblich bedingter G6PD-Mangel weit verbreitet ist (20-30% der Bevölkerung).
Aber auch in anderen Ländern, in denen Malaria endemisch war oder immer noch ist, gibt es eine hohe Prävalenz von G6PD-Mangel. Auch in Familien mit Migrationshintergrund, z.B. in Chicago, New
York und anderswo, muss an G6PD-Mangel gedacht werden. In diesen Populationen kann, ausgelöst durch ohnehin fragwürdige SARS-CoV-2 Testergebnisse, allein die Behandlung oder Prävention mit
gefährlichen Medikamenten wie HCQ viele Menschen töten.
Ich erinnere an diese Zusammenhänge, da in vielen der neuen HCQ-Studien Probanden mit diesem Enzymmangel nicht ausdrücklich ausgeschlossen werden (1).
1. https://covid-19.cochrane.org/?q=k
2. https://www.voanews.com/science-health/coronavirus-outbreak/cameroon-begins-large-scale-chloroquine-production
3. https://www.g6pd.org/en/G6PDDeficiency/SafeUnsafe/DaEvitare_ISS-it
4. https://www.hopkinsmedicine.org/health/conditions-and-diseases/g6pd-glucose6phosphate-dehydrogenase-deficiency
5. https://www.vox.com/coronavirus-covid19/2020/4/18/21226225/coronavirus-black-cdc-infection
6. https://www.vox.com/coronavirus-covid19/2020/4/18/21226225/coronavirus-black-cdc-infection
7. https://www.livemint.com/science/health/india-biggest-producer-of-game-changer-hydroxychloroquine-drug-has-enough-capacity-11586266119087.html
Keine Interessenkonflikte
23. April 2020
Dr. Wolfgang Wodarg
Innere Medizin-Pneumologie, Hygiene und Umweltmedizin